Generationenkonflikt im Arbeitsalltag
Generationenkonflikt im Arbeitsalltag
Kennt ihr das? Wenn im Berufsalltag zwischen den „jungen“ und den „alten“ unterschieden wird?
Meist auch ohne die Frage, warum wir so sprechen? Warum wir das so unterscheiden? Warum es da so oft zu Konflikten kommt?
Denn meistens ist damit nicht wirklich das Biologische Alter gemeint, sondern eher der Zeitpunkt der Ausbildung.
Wusstest du, dass wir aktuell bis zu 4 Generationen Pflege in der Pflege haben?
Denn damit sollten wir uns auseinandersetzten, um zu verstehen, warum manches so ist wie es ist.
Jede einzelne dieser Generationen hat eine andere Art Ausbildung genossen, andere Werte wurden vermittelt und der Wandel der Zeit hat sein Übriges dazu getan.
Wenn wir uns die Geschichte der Pflege anschauen und mal bis 1965 zurückgehen, dann ist das die Zeit, in der unsere ältesten Kolleg:innen geboren wurden.
Seit 1965 ist viel passiert.
Allein die Neufassung des Krankenpflegegesetztes von 1965 zeigt uns, was sich bis heute alles verändert hat.
Und wir dürfen nicht vergessen, dass Deutschland bis 1989 geteilt war und somit auch die Pflegeausbildung in dieser Zeit. In der Krankenpflegeausbildung der DDR war zum Beispiel der politische Einfluss nicht zu übersehen. Ich selbst wurde 1973 in der DDR geboren, meine Mutter war Krankenschwester und hat mir viel darüber erzählt.
Warum ich euch das erzähle?
Weil es wichtig ist zu wissen, aus welcher Generation unsere Kolleg:innen kommen. Wenn ihr mal so in euren Teams kuckt, sind es doch meist die älteren Mitarbeiter, die noch 40 Stunden arbeiten, einspringen und den „Laden“ weitestgehend am Laufen halten, oder? Frag doch mal genau diese Mitarbeiter nach der Work Life Balance? Damit wissen sie nichts anzufangen. Eher kommt doch der Satz. „ Das haben wir früher schon so gemacht.“ Oder „Das war schon immer so“
Die Pflege entwickelt sich rasant weiter. Pflegewissenschaft spielt eine große Rolle in dieser Entwicklung und das ist auch gut so. Aber wie soll jemand, der noch nie Berührungspunkte damit hatte, damit zurechtkommen?
Wenn du 20 Jahre lang mit diesen einen Rechenweg gerechnet hast und der plötzlich nicht mehr gilt, welchen nimmst du dann? Dir hat niemand einen anderen gezeigt. Und jetzt?
Ich denke du weißt, was ich damit meine.
Mir ist bewusst, dass wir Generationen nicht einfach an ihrem Geburtsdatum festmachen und auch nicht alle „über einen Kamm scheren“ dürfen. Dennoch finde ich, jede Generation hat eine andere Geschichte, einen anderen Lebensweg hinter sich und wurde anders geprägt. Demzufolge hat jede Generation ihre eigenen Ansprüche. Wenn wir uns ein Stück weit damit auseinandersetzen und darauf eingehen, wird uns das unseren Arbeitsalltag erleichtern. Da bin ich mir sicher.
Aber jetzt schauen wir uns doch einfach mal die 4 Generationen an, von denen ich gerade gesprochen habe.
Generation 1: Die Babyboomer
Es war die Zeit des wirtschaftlichen und politischen Optimismus. Für sie steht die Arbeit im Mittelpunkt. Diese Generation ist dafür bekannt, an Strukturen festzuhalten, eine gute Arbeitsmoral zu haben und zeichnet sich natürlich durch ihre langjährige Erfahrung aus. An erster Stelle steht für sie das Wohl der Patienten, eigene Bedürfnisse rücken nach hinten. Recherchen haben auch gezeigt, dass diese Generation kein Problem mit Mehrarbeit hat.
(Meiner Meinung nach werden sie eine große Lücke hinterlassen. Ich selbst habe 2 Kolleginnen auf Station von denen ich so viel lernen durfte.)
Sie wird die „geliebte Generation“ genannt.
Generation 2: X
Diese Zeit wurde stark von der Wirtschaftskrise geprägt. Arbeitsplätze mussten oft hart erkämpft werden und waren nicht sicher. (Ich selbst bin aus dieser Generation, ich war, wie viele meiner Freunde ein sogenanntes Schlüsselkind. Meine Mutter und mein Vater waren Vollzeit arbeiten und ich kümmerte mich neben der Schule noch um meinen 7 Jahre älteren Bruder.) Lesen wir über Merkmale der X Generation, so wird sie uns oft als die „verlorene Generation“ vorgestellt.
Neben der Arbeit nahm ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruf und Freizeit wieder einen höheren Stellenwert ein. Die ständige Bereitschaft der „Babyboomer“ wurde von der Generation X nur noch begrenzt erfüllt. In dieser Zeit gab es auch zunehmend mehr Alleinerziehende und Scheidungskinder. Die Generation X ist die letzte Generation, die die analoge Welt kennengelernt hat.
Generation 3: Y
Die Ersten in einer Zeit des Internets und der mobilen Kommunikation aufgewachsenen. „Die vernetzte Generation“. Durch diese Affinität zur Technik, leisten sie einen großen Beitrag zur Digitalisierung. Die „Millennials“ unterschieden nicht mehr so stark zwischen Privatleben und Beruf. (Leben während der Arbeit, in der Freizeit flexibel von zu Hause aus arbeiten)
Sie wächst als global denkende Generation in einer multikulturell geprägten Lebensweise auf.
Die Generation Y wird als mehr Teamplayer als ihre Vorgängergenerationen beschrieben.
Generation 4: Z
Diese Generation erleben wir aktuell häufig als Auszubildende. Aufgrund der Globalisierung und einem hohen Wohlstandsniveaus wird diese Generation als unsicher beschrieben. Man nennt sie auch die „anything goes“ Generation. Sie benötigt klar definierte Strukturen, geregelte Arbeitszeiten, unbefristete Arbeitsverträge und hat nur eine geringe Loyalität zum Abreitgeber. Sie benötigen klare Absprachen und Strukturen, leben sich gerne kreativ aus und sind begeistert, wenn sie eigene Leistungen einbringen können.
Und jetzt mal ehrlich,
findest du nun, nachdem du ein kleines bisschen über die Generationen erfahren hast, die einen oder anderen Kolleg:innen wieder? Kannst du es ein bisschen nachvollziehen, warum manche Denkmuster so sind? Es geht ja nicht darum, Menschen verändern zu wollen. Wir können das nicht. Aber wir können die eigene Haltung den Dingen gegenüner ändern. Ein: „Ich versteh dich, wenn du möchtest zeige oder erkläre es dir.“ bringt mehr, als sich aufzuregen. Zudem beides wahrscheinlich gleich viel Energie kostet. Und manchmal, ist es auch ok, Dinge einfach so hinzunehmen. Sich damit zu arrangieren und einfach mal 5 gerade sein zu lassen.
Weil wir Menschen sind.