Über Karneval, zusammenhalten und aufeinander aufpassen

Zugegeben, Karneval und ich, wir haben so unsere Differenzen. Während um mich herum die Welt in ein buntes Chaos aus Konfetti, Kostümen und Kölner Karnevalsmusik eintaucht, neige ich dazu, mich eher am Rande des Geschehens aufzuhalten. Nicht, dass ich etwas gegen ein gutes Fest hätte – im Gegenteil, ich liebe es, Menschen dabei zu beobachten, wie sie Freude und Ausgelassenheit leben.

Doch selbst aus meiner zurückhaltenden Perspektive ist nicht zu leugnen, dass Karneval eine besondere Zeit ist. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Stadt sich verwandelt, wie die Straßen mit Leben gefüllt werden und eine Welle der Begeisterung über die Menschen kommt. Diese Atmosphäre, diese Energie – es ist ansteckend, selbst für jemanden wie mich, der sich eher im Hintergrund hält.

Und bei all dem Spaß, der ausufernden Freude, gibt es Momente, die einen nachdenklich stimmen. Nicht selten beobachte ich, wie die Nacht fortschreitet, Einzelne, die den Anschluss verloren haben, die zu tief ins Glas geschaut haben, die Orientierung und vielleicht auch ein wenig die Hoffnung verloren haben. Es sind diese Augenblicke, die mir zeigen, dass Karneval nicht nur eine Zeit des Vergnügens ist, sondern auch eine Zeit, in der wir besonders aufeinander acht geben müssen.

Das mag jetzt sehr ernst klingen, besonders für eine Zeit, die dem Feiern gewidmet ist. Aber genau hier sehe ich eine Chance für uns alle, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich umeinander kümmert. Es geht nicht darum, den Spaß zu verderben, sondern darum, aufeinander aufzupassen, dass wir alle zusammen und sicher durch diese verrückten Tage kommen.

Ich möchte noch etwas erzählen, das mir besonders am Herzen liegt.Nicht zuletzt wegen meiner Erfahrungen, als ich noch in der Klinik gearbeitet habe.

Oft ist unsere erste Annahme, wenn wir jemanden sehen, der unsicher auf den Beinen ist, lallt oder verwirrt wirkt, dass Alkohol oder Drogen im Spiel sind. Doch diese vorschnellen Urteile können trügerisch sein.

Mehrfach begegneten mir in der Klinik Menschen, die von Passanten als betrunken oder drogenbeeinflusst eingeschätzt wurden, bei denen aber tatsächlich ganz andere, manchmal ernsthafte medizinische Zustände vorlagen. Von Unterzuckerung bei Diabetikern über Schlaganfälle bis hin zu Epilepsie – die Symptome können denen von Alkohol- oder Drogenkonsum ähneln, erfordern aber eine ganz andere Art der Hilfe.

Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, nicht vorschnell zu urteilen, sondern offen und empathisch auf Menschen zuzugehen, die Hilfe benötigen könnten. Es ist wichtig, in solchen Situationen ruhig und besonnen zu handeln, gegebenenfalls nachzufragen und bei Unsicherheit professionelle Hilfe zu rufen. Ein Anruf beim Notruf kann in solchen Fällen lebensrettend sein, selbst wenn es „nur“ darum geht, auf Nummer sicher zu gehen.

Wenn ihr also das nächste Mal jemanden seht, der Hilfe benötigt – sei es, weil er zu viel getrunken hat, weil er seine Freunde verloren hat oder einfach überwältigt ist von der Masse – zögert nicht, zu helfen. Oft reicht schon ein freundliches Wort, ein kurzer Anruf oder die Begleitung zu einer sicheren Rückfahrmöglichkeit, um einen großen Unterschied zu machen.

Hier sind ein paar einfache Dinge, die wir alle tun können, um sicherzustellen, dass der Karneval für jeden ein positives Erlebnis bleibt:

  • Bleibt in Verbindung: Nutzt Gruppenchats oder Standort-Teilen, um gewährleisten, dass niemand verloren geht. Die Technologie von heute bietet uns einfache Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass alle sicher und zusammenbleiben. Ein schneller Check-in über WhatsApp, Signal oder welche App auch immer ihr bevorzugt, kann helfen, alle auf dem Laufenden zu halten und schnell zu reagieren, falls jemand von der Gruppe getrennt wird.
  • Achtet auf eure Grenzen: Es ist leicht, sich in der Euphorie des Moments zu verlieren. Ein bisschen Selbstkontrolle kann jedoch gewährleisten, dass die Erinnerungen an Karneval fröhlich bleiben. Kennt eure Limits beim Alkohol- oder sonstigem Konsum und respektiert auch die Grenzen eurer Freunde und Mitfeiernden.
  • Seid vorbereitet: Ladet euer Handy auf, speichert wichtige Nummern und plant eure Heimreise im Voraus. Ein wenig Vorbereitung kann in der Hitze des Moments sehr hilfreich sein. Ob es darum geht, ein Taxi zu rufen, den letzten Bus oder die Bahn zu erwischen oder einfach nur einen Treffpunkt für den Fall des Verlierens zu haben – Vorbereitung kann Stress vermeiden und für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
  • Lasst niemanden zurück, besonders nicht im Streit. Emotionen können hochkochen, vor allem wenn Alkohol im Spiel ist. Wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt, versucht, diese schnell zu klären und schaut, dass niemand allein oder verärgert zurückbleibt.

Feiert schön und passt auf euch und andere auf.

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