Emotionale Intelligenz in der Pflege: Bessere Teamarbeit und stärkere Verbindung

In unserem Beruf ist die Fähigkeit, sich empathisch auf Patienten und Kollegen einzulassen, unfassbar wichtig und gehört einfach dazu. Dabei spielt emotionale Intelligenz eine große Rolle, denn sie stärkt die zwischenmenschliche Beziehung und fördert ein harmonisches Miteinander. Gerade in stressigen Zeiten kann emotionale Intelligenz das Arbeitsklima verbessern. Und das ist doch genau das, was wir wollen, oder?

Aber was ist emotionale Intelligenz eigentlich?

Im Grunde genommen ist es das, was wir täglich schon tun. Wir sind uns nur oft nicht bewusst darüber. Die Emotionale Intelligenz umfasst die Fähigkeit, eigene Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu regulieren sowie die Emotionen anderer Menschen empathisch wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Täglich haben wir mit emotional belastenden und herausfordernden Situationen zu tun, auch zwischenmenschlich. Doch durch die Entwicklung der Emotionalen Intelligenz können wir lernen, besser mit Stress umzugehen, uns besser in unsere Patienten einzufühlen und effektiver mit unseren Kollegen zu kommunizieren.

Ich habe ein Beispiel:

Ein Samstagabend in der Notaufnahme. Alle Plätze sind belegt, das Wartezimmer ist voll, und es herrscht Hektik und Stress. Mit den Sanitätern wird ein verängstigter Patient mit schweren Verletzungen gebracht. Jetzt heißt es schnell und präzise handeln. Die Mitarbeitenden sind gestresst, und die Emotionen laufen hoch.
In diesem Moment zeigt sich die Bedeutung der Emotionalen Intelligenz. Eine erfahrene Mitarbeiterin mit hoher Emotionaler Intelligenz erkennt die Anspannung bei ihren Kollegen und spürt die Ängste des verletzten Patienten. Sie lässt sich nicht von der Hektik mitreißen, sondern nimmt sich einen Moment Zeit, um ruhig zu bleiben und empathisch auf den Patienten einzugehen.
Sie spricht beruhigend mit ihm und erklärt ihm die nächsten Schritte der Behandlung. Gleichzeitig erkennt sie die Bedürfnisse ihrer Kollegen und teilt die anstehenden Aufgaben klar und effizient auf. Ihre Fähigkeit, Emotionen zu regulieren und sich in die Situation einzufühlen, beruhigt nicht nur den Patienten, sondern auch das Team, das nun besser zusammenarbeitet und die Aufgaben bewältigen kann.

Wir alle wissen, wo Menschen zusammen arbeiten, gibt es Emotionen. Sie sind immer da und beeinflussen die Zusammenarbeit. Umso höher die emotionale Intelligenz ist, um so besser sind wir in der Lage, Bedürfnisse, Anliegen und Gefühle zu erkennen und darauf einzugehen. Dies fördert Vertrauen, Offenheit und eine positive Arbeitsatmosphäre. Außerdemsind Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz besser in der Lage, Konflikte zu bewältigen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Emotionale Intelligenz in der Pflege:

  1. Einfühlungsvermögen gegenüber Patienten: Pflegekräfte mit hoher Emotionaler Intelligenz können sich besser in die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Patienten hineinversetzen. Dies ermöglicht eine individuellere und patientenzentrierte Versorgung.
  2. Teamkommunikation und Zusammenarbeit: Pflegekräfte mit ausgeprägter Emotionaler Intelligenz kommunizieren effektiver und respektvoller mit ihren Teamkollegen. Sie schaffen eine Atmosphäre des Verständnisses und der Offenheit, die die Teamarbeit stärkt.
  3. Stressbewältigung: Emotionale Intelligenz ermöglicht es Pflegekräften, mit den emotionalen Herausforderungen ihres Berufs besser umzugehen. Dies kann Burnout und Erschöpfung zu reduzieren.

Die Förderung der Emotionalen Intelligenz sollte bereits in der Pflegeausbildung sowie in regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen/ Workshops vermittelt werden.

Übringens: Emotionale Intelligenz ist nicht statisch und kann sich im Laufe des Lebens weiterentwickeln. Es ist auch nicht schlimm, dass der eine mehr und der andere weniger emotionale Intelligenz hat. Die Ausprägung hängt nämlich von vielen Faktoren unseres Lebens ab. Doch jeder von uns kann die Emotionale Intelligenz durch Selbstreflexion, Lernen und gezieltes Training verbessern. Jeder Mensch kann seine emotionale Intelligenz entwickeln und in sozialen Interaktionen und Beziehungen wachsen.

Die Entwicklung und Verbesserung der Emotionalen Intelligenz ist ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit, Engagement und Selbstreflexion erfordert. Hier sind einige Schritte und Ansätze, die dir dabei helfen können, deine Emotionale Intelligenz zu lernen und zu festigen:

  1. Nimm dir Zeit, um deine eigenen Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen zu reflektieren. Achte auf deine Reaktionen in verschiedenen Situationen und frage dich, warum du so reagierst, wie du es tust.
  2. Übe dich darin, deine eigenen Emotionen besser zu erkennen und zu verstehen. Benenne die Emotionen, die du fühlst, und überlege, welche Auslöser und Ursachen dazu geführt haben.
  3. Versuche, dich in die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen einzufühlen. Höre aktiv zu, wenn andere sprechen, und versuche, ihre Emotionen und Bedürfnisse zu erkennen.
  4. Lerne, deine Emotionen angemessen zu regulieren und zu kontrollieren. Finde gesunde Möglichkeiten, mit Stress und negativen Emotionen umzugehen, wie zum Beispiel durch Entspannungstechniken, Sport oder kreative Aktivitäten.
  5. Verbessere deine zwischenmenschlichen Fähigkeiten, indem du effektive Kommunikation, Konfliktlösung und Teamarbeit übst. Achte darauf, respektvoll und einfühlsam auf andere einzugehen.
  6. Achte auf nonverbale Signale wie Mimik, Gestik und Körperhaltung. Sie können wichtige Informationen über die Emotionen und Stimmungen anderer Menschen liefern.
  7. Emotionale Intelligenz wird durch Übung gestärkt. Nutze alltägliche Situationen, um deine emotionale Intelligenz zu üben und zu verbessern.
  8. Es gibt viele Bücher und Artikel im Internet, die sich mit dem Thema Emotionale Intelligenz beschäftigen und praktische Tipps und Übungen bieten.
  9. Unterstützung und Austausch: Suche den Austausch mit anderen Menschen, die ebenfalls an ihrer Emotionalen Intelligenz arbeiten. Lernt gemeinsam und unterstützt euch.
  10. Gib dir selbst Zeit und sei geduldig mit dir selbst. Emotionale Intelligenz zu entwickeln ist ein kontinuierlicher Prozess, und es ist völlig normal, dass es Rückschläge und Herausforderungen gibt.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest oder Lust auf einen Workshop zum Thema hast, schreibe mir gerne eine Nachricht.

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