Wir können nicht immer anderen die Schuld geben und selbst nichts tun.

Mein Plan für diesen Beitrag war ein anderer. Die aktuellen Vorkommnisse haben sich dazwischen gedrängelt. So wie es ist im Leben. Seit einigen Tagen dominieren Bilder und Berichte über die Flutkatastrophe das Netz, die Nachrichten, die Gespräche. „Klimawandel“ reiht sich wahrscheinlich in die Liste der am häufigsten genannten Wörter 2021. Neben Corona, Impfstoff, Pandemie, Fachkräftemangel, Pflegenotstand. Und irgendwie haben all diese Worte Gemeinsamkeiten.

Wenn wir über den Pflegenotstand und den Fachkräftemangel sprechen, geht es um Gesundheit. Wenn wir über Corona, Impfstoffe, die Pandemie sprechen, auch. Und genau so ist es auch, wenn wir über den Klimawandel sprechen.

Wie oft schimpfen wir über die Politik? Wie oft machen wir andere für Dinge verantwortlich, die nicht rund laufen? Ich möchte gar nicht sagen das die Politik immer unschuldig ist und immer so handelt, wie ich es mir selbst wünschen würde aber im Grunde haben wir es doch selbst in der Hand, oder? Klar ist das jetzt leicht daher gesagt und klar haben wir nicht alles in der Hand. Wir können aber durch unser Handeln, Tun, unseren Austausch bewegen. Verändern. Zum nachdenken anregen. 

(Mit folgenden Beispielen möchte ich niemanden angreifen, verurteilen oder alle über einen Kamm scheren. Das sind nur Beispiele, wie gern wir Verantwortung abgeben und dem unbequemen aus dem Weg gehen)

Nehmen wir den Pflegenotstand. Wir wissen was nicht gut läuft, wir wissen was wir wollen und was nicht. Wer ist bereit dazu wirklich was zu ändern? Sich aktiv damit auseinanderzusetzen? Wer ist wirklich bereit dazu, die Missstände nicht mehr mit zu tragen? Wer ist bereit dazu, auf die Straße zu gehen und laut zu werden? Solang wir das System so tragen, wie wir es tun, wird sich nichts ändern. Weil es ja läuft. Zwar schlecht, aber es gibt keinen Stillstand. Wir springen ein, obwohl wir dringend eine Auszeit brauchen: „Ich kann meine Kollegen ja nicht alleine lassen.“ Wir nehmen eine Schicht in Kauf die so unterbesetzt ist, das es gefährlich wird und wir den Patient:innen, Klien:innen, Bewohner:innen nicht mehr gerecht werden können. und wie nehmen das so hin, weil „sich ja sowieso nichts ändert. „Streik? Auf die Straßen gehen? „Hm, was soll ich denn da, dann sind die Patienten ja allein, das können wir nicht machen.“ Würden wir alle an einem Strang ziehen und diese Bedingungen so nicht tragen, wären wir weiter. Ein ganz großes Stück sogar. 

Ich nehme mich da nicht raus. Ich springe auch ein (allerdings nur, wenn ich das auch möchte und kann.) Ich war auch immer zu bequem, mich gegen das zu wehren was ich eigentlich nicht ertrage. Jetzt habe ich erkannt was für mich ein Weg ist, für die Pflege zu kämpfen und versuche aktuell eine Demo in meiner Nähe zu organisieren. (Komme aber aus oben genannten Gründen an meine Grenmzen wenn es darum geht, Menschen dafür zu gewinnen) Und auch diese Dinge werden nicht die Pflege verändern aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

In der Pandemie ist es ähnlich. Zu Beginn war die Solidarität groß, die Rufe nach einem Impfstoff laut. Schnell kippte die Stimmung und es war nur noch ein Bruchteil von dem übrig, was wir zu Beginn erlebten. Wir wollten unsere Freiheit zurück, wieder in den Urlaub fliegen, ins Restaurant gehen usw. Die Zahlen steigen, sinken, steigen. Auch hier hat die Politik vieles unterschätzt, ihre Hausaufgaben nicht gemacht und Fehlentscheidungen herbeigeführt. Das tut sie ja auch immer noch. Aber liegt es nicht auch an uns, das Beste daraus zu machen? Unseren Mitmenschen zu zeigen wie es geht? Warum bestimmte Maßnahmen sein müssen und warum wir auch jetzt, im Juli 2021 immer noch in einer Pandemie leben? Müssen wir nach dem Ende der Maskenpflicht rufen, obwohl es bei den meisten darum geht, die Masken beim Einkaufen und in größeren Menschenansammlungen zu tragen? In manchen Berufen, wie auch in unserem haben die Mitarbeiter die Masken 8 Stunden oder länger im Gesicht. Müssen wir jetzt, in der Pandemie ins Ausland in den Urlaub? Urlaub muss ein, ein Ortswechsel tut gut aber gleich wieder alles auf Anfang zurrück? Es liegt doch an uns, vernünftig und nachhaltig mit der Pandemie umzugehen, Situationen einzuschätzen und dementsprechend zu agieren. Gerade die Pandemie sollte doch gezeigt haben, was uns glücklich macht und was wir dafür nicht brauchen. 

Ich bin noch vor 3 Jahren 2-mal im Jahr in den Urlaub geflogen. Weil ich ans Meer wollte und in die Sonne. Als der erste Lockdown kam, habe ich sehr darüber geschimpft. Inzwischen geht es mir gut damit. Letztes Jahr waren wir an der Ostsee und es war ein wundervoller Urlaub. Als nächstes will ich in die Berge. Die Pandemie hat mir die Nähe zu den Orten nähergebracht, die wir vor der Haustüre haben oder mit dem Auto erreichen können. Ich möchte nicht sagen das ich nie wieder fliege aber wenn ich es tue dann mit Bedacht und gut überlegt. Lieber gehts alle 2 oder 3 Jahre mal etwas „größer“ in den Urlaub als jedes Jahr 2-mal supergünstig und null nachhaltig. 

Der Klimawandel. Nachhaltigkeit ist uns kein Fremdwort mehr aber wie sehr beschäftigen wir uns damit? Wieviele Kleidungsstücke haben wir unbenutzt im Schrank? Wieviele Lebensmittel werfen wir weg? Natürlich ist es schön, im Wohlstand zu leben. Aber haben wir uns schon mal überlegt, woher die Sachen kommen? Welche Menschen dafür unter welchen Bedingungen gearbeitet haben? Wieviele Tiere dafür sterben mussten oder wieviele Bäume/Wälder dafür abgeholzt wurden und wieviele Lastwagen damit durch die halbe Welt gefahren sind? Brauchen wir all das, was wir haben, um glücklich zu sein? Oder die Kinder, mit dem Kindezimmer voller Spielzeug mit dem sie kaum spielen. Wisst ihr was ich meine?

Ich kaufe nicht immer nachhaltig oder unverpackt aber schon viel mehr als vor einem Jahr. Ich bin kein Veganer aber Flexitarier. Wenn es Fleisch gibt (das ist sehr selten geworden) dann aus ausgewählten Metzgereien. Ich kaufe meine Kleidung auch noch dort, wo man eigentlich nicht mehr kaufen sollte, aber ich mache mir im Vorfeld Gedanken darüber, ob ich dieses Teil wirklich brauche und wie oft ich es wohl tragen werde. Die Zeiten, in denen ich mir ein Teil für diesen einen Anlass gekauft habe, sind vorbei. Weil ich es eben dann auch nur zu diesem einen Anlass getragen habe. Mein Badezimmer ist grüner, ich benutze Naturkosmetik und feste Seife, Shampoos, habe keine Plastikzahnbürste mehr, sondern eine nachhaltige. Zahncreme aus der Tube gibt es hier keine mehr sondern Zahnputztabletten. 

Es geht nicht darum, hier die große Moralkeule zu schwingen, sondern um Bewusstsein. Bewusstsein für unser Handeln, für unsere Möglichkeiten und für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Und für Situationen die wir verändern wollen. Es gibt so viel was wir tun können, wir müssen es nur wollen.

Es ist unbequem sich zu verändern. Es unbequem Dinge zu verändern. Wir sind gewohntes gewöhnt. Wir halten gerne aus. Und schweigen gerne. Stillstand ist nie das Optimum sondern Bewegung. Es müssen keine großen Schritte oder große Ziele sein die wir erreichen wollen. Der erste Schritt ist doch, zu erkennen was nicht gut läuft.

Bevor wir über andere urteilen, sollten wir uns selbst reflektieren. Genau hinschauen. Was sind meine Werte und Ziele und was bin ich dafür bereit zu geben. Wir können manche Wege nicht alleine gehen aber wir können die anderen an die Hand nehmen. 

Und egal ob es die Klimakrise, der Pflegenotstand oder die Pandemie ist. Es geht immer um Menschen, um uns selbst, unsere Familie oder unsere Mitmenschen. Und darum, das alle gesund bleiben (können).

Jeder Mensch hat andere Vorstellungen vom Leben, andere Werte, eine andere Meinung. Das ist ok, schafft Austasuch und Weitsicht.

Ein Freund hat mal zu mir gesagt. „Du kannst niemanden ändern. Nur du kannst dich bewegen, deine Haltung ändern“. Er hat damit so Recht. (Danke Marc)