Umgang mit Trauma-Patienten: Wichtige Tipps für Pflegekräfte

Traumatische Erlebnisse sind tiefgreifende Erfahrungen, die das Leben von Personen beeinflussen können. In deiner Pflegepraxis wirst Du wahrscheinlich auf Patienten treffen, die solche Ereignisse durchlebt haben, unabhängig davon, ob sie wegen des Traumas oder aus anderen Gründen in Behandlung sind.

In der Pflege kannst Du verschiedenen Arten von Traumata begegnen. Häufige Traumaarten sind:

Körperliche Traumata: Diese entstehen durch Unfälle, Stürze, Verletzungen oder Körperverletzungen. Du kannst auf Patienten treffen, die akute Schmerzen, körperliche Einschränkungen oder bleibende Narben haben.

Emotionale Traumata: Diese entstehen durch belastende Lebensereignisse wie Trennungen, Verluste, Missbrauch oder Vernachlässigung. Du kannst auf Patienten treffen, die unter Depressionen, Ängsten oder anderen psychischen Gesundheitsproblemen leiden, die auf emotionale Traumata zurückzuführen sind.

Sexuelle Traumata: Diese entstehen durch sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung oder sexuelle Belästigung. Du musst besonders einfühlsam auf die Bedürfnisse von Patienten eingehen, die sexuelle Traumata erlebt haben, und ein unterstützendes Umfeld schaffen, in dem sie sich sicher fühlen.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): PTBS ist eine psychische Erkrankung, die nach einem extrem belastenden Ereignis auftreten kann. Du kannst auf Patienten treffen, die unter PTBS-Symptomen wie Albträumen, Flashbacks oder erhöhter Wachsamkeit leiden.

Traumata durch Naturkatastrophen oder Kriege: Menschen, die Naturkatastrophen oder Kriege erlebt haben, können ebenfalls traumatisiert sein. Du kannst auf Patienten treffen, die vor solchen Ereignissen geflohen sind oder deren Leben durch sie beeinträchtigt wurde.

Medizinische Traumata: Diese entstehen durch invasive medizinische Eingriffe, schwere Erkrankungen oder lebensbedrohliche Ereignisse. Patienten, die medizinische Traumata erlebt haben, können Angst vor medizinischen Behandlungen oder Einrichtungen haben und besondere Unterstützung benötigen.

Entwicklungs- oder Kindheitstraumata: Traumata, die in der Kindheit oder während der Entwicklung auftreten, können langfristige Auswirkungen auf die psychische und emotionale Gesundheit haben. Du kannst auf Patienten treffen, die in ihrer Kindheit Misshandlungen, Vernachlässigung oder andere belastende Ereignisse erlebt haben.

Es ist wichtig, dass Du in der Lage bist, die Anzeichen von Traumata bei den Patienten zu erkennen und die bestmögliche Unterstützung und Versorgung sicherzustellen.

Wie kannst Du einen professionellen und sicheren Umgang mit Patienten, Klienten oder Bewohnern gewährleisten?

Hier sind einige Empfehlungen für Dich:

Sorge für physische und emotionale Sicherheit: Dein Gegenüber soll sich wohlfühlen, Vertrauen aufbauen und seine Sorgen teilen können.

Vertrauen und Transparenz: Baue vertrauensvolle Beziehungen zu Patienten auf, indem du ehrlich, transparent und konsistent bist.

Zusammenarbeit und Mitbestimmung: Arbeite mit Patienten zusammen und beziehe sie aktiv in ihre Pflegeplanung und -entscheidungen ein.

Empowerment: Stärke Patienten, indem Du ihre Stärken betonst, ihnen Wahlmöglichkeiten bietest und ihre Selbstwirksamkeit förderst.

Kultursensibilität: Achte darauf, die kulturellen Hintergründe, Werte und Überzeugungen der Patienten zu respektieren und in deine Pflegepraxis einzubeziehen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Du solltest eng mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten, um eine umfassende Versorgung der Trauma-Patienten sicherzustellen. (Zum Beispiel Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter und andere Pflegekräfte)

Der professionelle Umgang mit Trauma-Patienten ist eine wichtige Aufgabe für Dich als Pflegekraft, um eine effektive und empathische Versorgung sicherzustellen. Durch kontinuierliche Bildung und Training, Empathie und aktives Zuhören, Sicherheit und Stabilisierung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Respekt für kulturelle Unterschiede, Selbstfürsorge und kontinuierliche Evaluation und Verbesserung kannst Du den individuellen Bedürfnissen von Trauma-Patienten gerecht werden. Eine solche Herangehensweise trägt dazu bei, den Genesungsprozess der Betroffenen zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern, während gleichzeitig deine Arbeitszufriedenheit und dein Wohlbefinden gefördert werden.

Und jetzt habe ich noch eine sehr emotionale Geschichte einer Kollegin für dich:

Als Pflegekraft erlebte ich vor kurzem eine Situation, die mir die Bedeutung der Empathie und des genauen Zuhörens bei der Aufnahme neuer Patienten vor Augen führte. An einem geschäftigen Tag im Krankenhaus wurde mir ein neuer Patient zugewiesen. Herr Müller, ein etwa 40-jähriger Mann, war wegen starker Schmerzen im Rücken und in den Beinen eingeliefert worden. Auf den ersten Blick schien es sich um eine einfache orthopädische Angelegenheit zu handeln.
Während der Anamnese stellte ich Herrn Müller einige Routinefragen, um mehr über seine medizinische Vorgeschichte, aktuelle Beschwerden und mögliche Risikofaktoren zu erfahren. Anfangs gab er nur knappe Antworten und wirkte etwas abweisend. Doch als ich genauer nachfragte, bemerkte ich, dass Herr Müller zögerte, über seine Schmerzen und ihre möglichen Ursachen zu sprechen. Er schien nervös und unruhig zu sein.
Ich nahm mir etwas mehr Zeit und schuf eine ruhige, vertrauensvolle Atmosphäre, in der er sich öffnen konnte. Nach einigen weiteren Gesprächen offenbarte Herr Müller, dass er vor einigen Jahren Opfer eines schweren Verkehrsunfalls gewesen war. Dabei hatte er nicht nur körperliche Verletzungen erlitten, sondern auch seinen besten Freund verloren. Seitdem litt er unter wiederkehrenden Albträumen, Ängsten und Schuldgefühlen.
In diesem Moment wurde mir klar, dass Herr Müller nicht nur aufgrund seiner körperlichen Schmerzen im Krankenhaus war, sondern auch unter den Folgen eines unverarbeiteten Traumas litt. Ich informierte das Ärzteteam über meine Beobachtungen und empfahl, einen Psychologen oder Trauma-Therapeuten hinzuzuziehen, um Herrn Müller die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen.
Diese Erfahrung zeigte mir, wie wichtig es ist, als Pflegekraft genau zuzuhören und auf Anzeichen von Traumata bei Patienten zu achten. Indem ich mir Zeit nahm, auf Herrn Müllers Bedürfnisse einzugehen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, konnte ich dazu beitragen, eine umfassende Versorgung sicherzustellen, die sowohl seine körperlichen als auch emotionalen Bedürfnisse berücksichtigte.

Geschichte mit Genehmigung zur Veröffentlichung von Sabine B.
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