Nähe und Distanz in der Pflege und wie wir damit umgehen können.

Als Pflegekraft die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Es ist wichtig, professionell zu bleiben und gleichzeitig den Patienten die emotionale Unterstützung zu geben, die sie brauchen. Und wir wissen alle selbst – der Grad ist schmal und es gelingt uns nicht immer.

Ich habe eine Geschichte einer Kollegin zugesendet bekommen, die ich gerne mit euch teilen möchte:

„Hallo, ich bin Sabine und arbeite seit mehreren Jahren als Pflegekraft in einer Pflegeeinrichtung. Eines Tages kam ein junger Mann zu uns, der nach einem schweren Unfall eine Querschnittslähmung erlitten hatte.

Schon beim ersten Kennenlernen spürte ich eine besondere Verbindung zu ihm. Er erzählte mir von seinem Leben vor dem Unfall, von seinen Hobbys und seinen Plänen für die Zukunft. Ich nahm mir regelmäßig Zeit für Gespräche mit ihm, hörte seine Geschichten und teilte mit ihm kleine Momente des Alltags. Diese Nähe war wichtig für sein Wohlbefinden, aber sie brachte auch Herausforderungen mit sich.

Der Balanceakt zwischen Nähe und Distanz

Eines Tages bemerkte ich, dass sich der Bewohner zurückzog und trauriger wirkte als sonst. Es war der Jahrestag seines Unfalls, ein Tag, der ihm besonders schwerfiel. Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste, um seine Gefühle zu respektieren und dennoch Unterstützung anzubieten. Mit viel Feingefühl sprach ich ihn an und erfuhr, wie sehr ihn dieser Tag belastete. Ich entschied mich, den Nachmittag mit ihm zu verbringen, gemeinsam Musik zu hören und über seine Lieblingsbands zu sprechen. (Wir wissen alle, das diese Momente selten und schwer in unseren Alltag integrierbar sind. Nach Rücksprache mit meinen Kolleg:innen war es dennoch möglich.)

Als der Bewohner in diesem Moment anfing zu weinen, war mein erster Impuls, ihn zu umarmen. Doch ich hielt inne und überlegte, ob das professionell wäre. Schließlich entschied ich mich für einen Kompromiss: Ich setzte mich näher zu ihm und legte meine Hand beruhigend auf seine Schulter. Diese Geste zeigte ihm, dass ich da war, ohne die professionelle Distanz komplett aufzugeben.

Mit nach Hause nehmen

Diese Erlebnisse lassen mich oft auch nach der Arbeit nicht los. Abends zu Hause denke ich über den Bewohner und die anderen Patienten nach. Es ist schwer, die Geschichten und Emotionen einfach abzuschütteln. Die Sorgen und das Leid, die ich während meiner Arbeit sehe, begleiten mich oft bis in den Schlaf.

Die Frage der Umarmung

Ob eine Umarmung gut oder schlecht ist, hängt von der Situation ab. In manchen Momenten kann eine Umarmung heilend wirken und dem Patienten zeigen, dass er nicht allein ist. In anderen Fällen kann sie als unangemessen empfunden werden oder professionelle Grenzen überschreiten. Es ist wichtig, jeden Fall individuell zu betrachten und zu spüren, was der Patient in diesem Moment braucht“.

Nähe und Distanz in der Pflege: Eine Herausforderung für Pflegekräfte

Einleitung:

Als Pflegekraft die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Es ist entscheidend, professionell zu bleiben und gleichzeitig den Patienten die emotionale Unterstützung zu geben, die sie brauchen. Der folgende Leserbrief gibt einen Einblick in diese Problematik und erzählt eine persönliche Geschichte aus dem Alltag einer unserer Kolleginnen.


Leserbrief einer Pflegekraft

Liebe Leserinnen und Leser,

wir möchten eine Geschichte aus dem Alltag unserer Kollegin teilen, die zeigt, wie schwer es manchmal sein kann, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Unsere Kollegin arbeitet seit mehreren Jahren als Pflegekraft in einer Pflegeeinrichtung. Eines Tages trat ein junger Bewohner, der nach einem schweren Unfall eine Querschnittslähmung erlitten hatte, in ihr Leben.


Die Geschichte eines Bewohners

Hallo, ich bin Sabine und arbeite seit mehreren Jahren als Pflegekraft in einer Pflegeeinrichtung. Eines Tages kam ein junger Mann zu uns, der nach einem schweren Unfall eine Querschnittslähmung erlitten hatte.

Schon beim ersten Kennenlernen spürte ich eine besondere Verbindung zu ihm. Er erzählte mir von seinem Leben vor dem Unfall, von seinen Hobbys und seinen Plänen für die Zukunft. Ich nahm mir regelmäßig Zeit für Gespräche mit ihm, hörte seine Geschichten und teilte mit ihm kleine Momente des Alltags. Diese Nähe war wichtig für sein Wohlbefinden, aber sie brachte auch Herausforderungen mit sich.

Der Balanceakt zwischen Nähe und Distanz

Eines Tages bemerkte ich, dass sich der Bewohner zurückzog und trauriger wirkte als sonst. Es war der Jahrestag seines Unfalls, ein Tag, der ihm besonders schwerfiel. Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste, um seine Gefühle zu respektieren und dennoch Unterstützung anzubieten. Mit viel Feingefühl sprach ich ihn an und erfuhr, wie sehr ihn dieser Tag belastete. Ich entschied mich, den Nachmittag mit ihm zu verbringen, gemeinsam Musik zu hören und über seine Lieblingsbands zu sprechen.

Als der Bewohner in diesem Moment anfing zu weinen, war mein erster Impuls, ihn zu umarmen. Doch ich hielt inne und überlegte, ob das professionell wäre. Schließlich entschied ich mich für einen Kompromiss: Ich setzte mich näher zu ihm und legte meine Hand beruhigend auf seine Schulter. Diese Geste zeigte ihm, dass ich da war, ohne die professionelle Distanz komplett aufzugeben.

Mit nach Hause nehmen

Diese Erlebnisse lassen mich oft auch nach der Arbeit nicht los. Abends zu Hause denke ich über den Bewohner und die anderen Patienten nach. Es ist schwer, die Geschichten und Emotionen einfach abzuschütteln. Die Sorgen und das Leid, die ich während meiner Arbeit sehe, begleiten mich oft bis in den Schlaf.

Die Frage der Umarmung

Ob eine Umarmung gut oder schlecht ist, hängt von der Situation ab. In manchen Momenten kann eine Umarmung heilend wirken und dem Patienten zeigen, dass er nicht allein ist. In anderen Fällen kann sie als unangemessen empfunden werden oder professionelle Grenzen überschreiten. Es ist wichtig, jeden Fall individuell zu betrachten und zu spüren, was der Patient in diesem Moment braucht.


Tipps zum Umgang mit Nähe und Distanz

Selbstreflexion

Regelmäßige Selbstreflexion ist wichtig, um die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Nach der Arbeit ein paar Minuten zu nehmen, um den Tag zu überdenken und die eigenen Gefühle zu analysieren, kann helfen, sich emotional abzugrenzen.

Supervision und kollegialer Austausch

Supervision und der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, um die eigene mentale Gesundheit zu erhalten. In regelmäßigen Treffen können Erfahrungen geteilt und Lösungen für schwierige Situationen gemeinsam erarbeitet werden.

Klare Kommunikation

Offene und klare Kommunikation mit den Patienten. Eigene Grenzen zu setzen und gleichzeitig den Patienten das Gefühl geben, dass sie gehört und verstanden werden.

Rituale zur Abgrenzung

Rituale helfen, nach der Arbeit abzuschalten und sich zu erholen. Das kann ein Spaziergang, ein Hobby oder einfach nur ein paar Minuten Ruhe sein, um den Kopf frei zu bekommen.

Weiterbildung und Training

Regelmäßige Weiterbildung und Training im Bereich Kommunikation und emotionale Intelligenz können helfen, besser mit der Balance von Nähe und Distanz umzugehen.

Die Geschichte zeigt, wie schwierig und wichtig die Balance zwischen Nähe und Distanz in der Pflege ist. Es sind diese kleinen menschlichen Gesten, die den Unterschied machen.


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